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Hare, Richard M.

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Lebenslauf

Geboren: 21. März 1919 in Backwell, Großbritannien
Gestorben: 29. Januar 2002 in Ewelme, Großbritannien

Richard M. Hare studierte Philosophie am Balliol College in Oxford. Obwohl er überzeugter Pazifist war, meldete er sich im Zweiten Weltkrieg als Freiwilliger bei der Royal Artillery und geriet 1942 in japanische Kriegsgefangenschaft – eine Erfahrung, die sein Denken nachhaltig beeinflusst hat. Ab 1947 arbeitete Hare am Institut für Philosophie am Balliol College in Oxford, ab 1963 als ordentlicher Professor. Von 1983 – 1994 hatte er eine Professorenstelle an der University of Florida (Gainesville) inne.


Bedeutung

Richard Hare war ein bedeutender englischer Moralphilosoph, dessen Versuch einer rationalen Grundlegung der Ethik besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr einflussreich war. Auf ihn geht die Moraltheorie des „Universalen Präskriptivismus“ zurück.


Lehre und Gedanken

Geprägt durch die traumatische Erfahrung als Soldat im Zweiten Weltkrieg sah es Richard Hare als vorrangige Aufgabe der Philosophie an, den Menschen in seinem Leben als moralisches Wesen zu unterstützen. In all seinen Werken kreist Hares Denken daher um Fragen der Moral, insbesondere um eine rationale Grundlegung und Anwendung der Ethik.

Vor allem in seinem 1952 erschienenen Buch „Die Sprache der Moral“, das zu einem Standardwerk der Philosophie des 20. Jahrhunderts geworden ist, aber auch in „Freiheit und Vernunft“ und „Moralisches Denken“ entwickelt Hare eine eigene Moraltheorie, die er ,,Universalen Präskriptivismus“ nennt. Ausgehend von der Frage nach der Universalisierbarkeit moralischer Urteile schreibt Hare moralischen Äußerungen zwei grundlegende Eigenschaften zu: Sie sind universal, d. h. allgemeingültig, und sie sind präskriptiv, d. h. sie schreiben etwas vor.

Hares Leistung ist es, gezeigt zu haben, dass auch ethische Werturteile rational begründbar und prinzipieller Natur sind und auch logischen Regeln unterliegen. Er geht davon aus, dass sich ethische Werturteile problemlos in Imperative (Befehle, Handlungsanweisungen) umformulieren lassen. Die moralischen Prädikate „gut“ und „richtig“ sind für Hare direkt an ein „Sollen“ gebunden. Sätze, die ein „gut“ enthalten, enthalten also indirekt auch einen Imperativ, eine Handlungsempfehlung oder -anweisung. Gegenüber einfachen Imperativen (z. B.: „Lies das Buch bis Dienstag!“) unterscheiden sie sich durch ihre angenommene Allgemeinverbindlichkeit, ihre Universalität. Ein Werturteil vom Typ: „Eine gewaltfreie Erziehung ist gut.“ spricht dabei also nicht nur eine Bewertung aus, sondern auch eine Handlungsanweisung, in der auf ein allgemeines Prinzip Bezug genommen wird, so wie es der Sprecher versteht und gutheißt.


Hauptwerke von Richard M. Hare

„Die Sprache der Moral“ (1952)
Richard M. Hare: Die Sprache der Moral. Frankfurt /M.: Suhrkamp 1983.

„Freiheit und Vernunft“ (1963)
Richard M. Hare: Freiheit und Vernunft. Frankfurt /M.: Suhrkamp 1983.

„Moralisches Denken“ (1981)
Richard M. Hare: Moralisches Denken. Frankfurt /M.: Suhrkamp 1992.


Über Richard M. Hare

Oliver Hallich: Richard Hares Moralphilosophie. Freiburg: Alber 2000.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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